Ruth Cerha Autorin
Eva Wolfram macht in ihren Bildern etwas sichtbar, das uns im Alltag verborgen bleibt. Männer und Frauen erscheinen uns hier nicht in ihrer gewohnten Gestalt, zeigen uns nicht jene Oberfläche, die den kulturellen und gesellschaftlichen Anforderungen entspricht, den fremden und eigenen Normen genügt. Wir sehen, was sie fühlen, in aller Widersprüchlichkeit, die die Reibung ihrer Persönlichkeit mit ihren Wünschen und Ängsten an eben diesen Normen und Anforderungen erzeugt. Es sind tiefere Schichten, die zum Vorschein kommen, enthüllt werden, auf eine sehr unmittelbare, oft auch spielerische Weise. Alte Mythen und Kindergeschichten spielen eine Rolle, und das nicht ohne Grund – stellen diese doch immer eine Verbindung zu unseren Ursprüngen dar, sowohl im individuellen als auch im kollektiven Bewusstsein. Der Körper drückt sich ohne Umwege aus, ist im Moment der Abbildung befreit vom Zwang, der ihn sonst in Regression, Krankheit, Perversion und Selbstverleugnung treibt. Die Radikalität, die diesen Bildern innewohnt, vermittelt sich nicht auf den ersten Blick. Und doch spricht das Zusammenspiel von Form, Farbe und Bewegung überaus klar vom Verstehen, das diesen Arbeiten zugrunde liegt und ermöglicht dem offenen Betrachter neue und oft überraschende Einblicke in das menschliche Wesen.
Ausstellungstext „Galerie am Schillerplatz“ 2012