Gertrud Keck

 

Nachruf auf Frau em. Univ.-Prof. Dr. Gertrud Keck

Gertrud Keck verstarb am 2. Mai im 93. Lebensjahr nach schwerer Krankheit. Sie begann sich erst in der Pension mit den bildnerischen Künsten zu beschäftigen und hat als Gründungsmitglied des VETART-Kunstforums im Besonderen das Ausstellungs- und Vereinsleben geprägt. Einerseits malte sie ausdrucksvolle Bilder, andererseits konnte sie durch „kreatives Fernsehen“ innerhalb einer halben Stunde perfekte Portraits der Diskussionsteilnehmer im BR-Alpha-Forum anfertigen. Zusätzlich hat sie sich wissenschaftlich mit den biologischen Grundlagen der Wahrnehmung beschäftigt und sich der Neuroästhetik, einer recht jungen Wissenschaft, zugewendet. Weltweit anerkannte Fachleute sind auf diesem Gebiet Semir Zeki in London und Eric Kandel, mit dem sie als Kind in Wien am Kutschkermarkt aufgewachen ist, der später in die USA emigrierte und den Nobelpreis für Medizin verliehen bekam. Als wir im Elefantenhaus im Tiergarten Schönbrunn ausstellten, haben wir uns auch zur malenden Orang-Utan Dame „Nonja“ Gedanken gemacht, was sie wohl bewußt oder unbewußt dazu angetrieben haben konnte? Auch war sie für aktuelle Fragestellungen im Kontext der Kunst sehr aufgeschlossen und ich erinnere mich gerne an ihre Zugänge zu Tierwohl und Ethik. Ihrem Zweitwohnsitz war auch in Zusammenarbeit mit der NÖ-Tierärztekammer die VETART-Ausstellung im Stift Lilienfeld geschuldet, wo sie ein preisgekröntes Werk zeigen und einen Sammelkatalog vorstellen konnte. Als Person war sie stets voller Empathie und von Wissensdurst und professoraler Akribie geprägt, was sie auch im künstlerischen Schaffen antrieb, indem sie sich sehr flexibel an die unterschiedlichen Ausstellungsorte und –themen anpassen konnte. Bereits zuvor war sie im Österreichischen Ärztekunstverein (ÖÄKV) engagiert und initiierte unsere  Zusammenarbeit im Rahmen der biennalen Kongresse und Ausstellungen zu „Kunst und Medizin“ auf Schloss Ebenthal im Weinviertel.

Gerti erzählte mir auch davon, wie sie in Wien am Ende des Zweiten Weltkriegs den Bombenkrieg er- und überlebte, eine Flucht kam für sie nicht in Frage. Sie begann gleich nach dem Krieg unter ärmlichsten Verhältnissen zu studieren und widmete sich der medizinischen Physik, der sie bis zuletzt treu blieb und dazu ein Buch verfasste. Als Physikerin hatte sie den Anspruch, den zukünftigen Tierärzt_innen die Angst vor den physikalischen Grundlagen zu nehmen und das Verständnis für die Naturwissenschaften zu wecken. Als junger Student war ich von ihren Vorlesungen und Experimenten begeistert und als ich in der Prüfung im Jahre 1980 die exotische Frage über den Aufbau und die Funktionsweise eines Computers bekam, konnte ich sie mit der Erklärung der bites und bytes beeindrucken. Spannende Themen waren auch die kosmische Strahlung und die Umweltverschmutzung durch Radio- und Funkwellen bzw. die atomare Strahlung als eine wichtige Grundlage der medizinischen Diagnostik. Erst im Jahre 2016 stellte sie im Rahmen der Internationalen Fotoausstellung auf Burg Grad in Slowenien ein historisches Fotodokument aus. Es zeigte die erstmalige Sichtbarmachung von Ultraschallwellen durch feinen Sand auf glatter Oberfläche im Jahre 1958!

Bis zuletzt hat sie ehemalige Student_innen immer darauf angesprochen, ob sie hoffentlich gute Erinnerungen mit ihr und ihrem Fachgebiet verbinden? – Wir werden Gertrud Keck als Künstlerin und „Grand Dame“ des VETART-Kunstforums in dankbarer und bleibender Erinnerung behalten!

Karl Bauer, Obmann